Vom Lagern...

Die professionelle Krankenpflege hat schon früh erkannt, dass die Verhinderung von "Dekubitus", also dem Wundliegen, sehr wichtig ist. Schon 300 Jahre vor unserer Zeitrechnung wurden in Indien Pflegende darin unterrichtet, wie Kranke Menschen "gelagert" werden sollen.

Seit den 1990iger Jahren wird der Begriff "Lagern" von den Pflegenden immer mehr in Frage gestellt. Dies unter anderem deshalb, weil man durch den Feldforschungsprozess von Kinästhetik aufzeigen konnte, dass nicht nur die grösseren, sondern auch die kleinsten Anpassungsbewegungen, die Menschen gegenüber der Schwerkraft immerwährend machen, für die Gesundheitsentwicklung der Menschen enorm wichtig sind.

Viele Pflegende haben erkannt, dass schematische Lagerungsrhythmen und unreflektiert eingesetztes Lagerungsmaterialien dem Menschen schaden können. Denn viele dieser standardisierten Massnahmen führen dazu, dass die ohnehin begrenzte Beweglichkeit der pflegebedürftigen Menschen noch zusätzlich behindert wird. Die Eigenverantwortung und die Selbstwirksamkeit der kranken Menschen werden eingeschränkt.

 

...zur Positionsunterstützung

Die oben erwähnte Erkenntnis über die ständigen, von aussen nicht sichtbaren Anpassungsbewegung gegenüber der Schwerkraft führte zur Einsicht, dass "eine Postion einnehmen" eine Aktivität ist. Menschen sind andauernd damit beschäftigt, sich zu positionieren.

Aus diesem Grunde sprechen wir nicht von Lagern, sondern von Positionsunterstützung. Wenn Pflegende das "Sich-Positionieren" der Menschen beobachten und beurteilen können, braucht es keine standardisierten Lagerungsschemata mehr. Das Erkennen des individuellen Bewegungspotentials und, daraus abgeleitet, die zuträgliche Unterstützung der Bewegung und Eigenverantwortung rückt in den Mittelpunkt.